Die Thanatografie ist ein aufwändiges Verfahren, um den Prozess des Verfalls am lebenden Menschen kurzfristig auf- und damit festzuhalten.
Mit diesem neuen Verfahren hat der Thanatologe meines Vertrauens ein Bild von mir erzeugt. Es dient zu Dokumentationszwecken und ist zugleich Bestätigung einer erfolgreichen Thanatografie.
Zu Anfang unserer Sitzung brachte er, durch Ver- änderung meiner Behaarung und die Restauration meiner Haut, den Alterungsprozess meines Gesichts kurzfristig zum Erliegen und erreichte so die gefühlvolle Besänftigung des Welken.
Nach dem Ebnen der Gesichtszüge, der damit ein- hergehenden Ordnung, zeichnete mein Thanatologe das Gesicht von Grunde neu. Doch nicht ohne den ständigen Vergleich mit dem ursprünglichen.
Im Anschluss an diesen Prozess fragte er mich, ob ich mich anders fühlen würde als zuvor. Und so beschrieb ich ihm einen Zustand, der keiner war, mit den Worten:
„Die Fotografie von einem Menschen ist etwas, das nicht zu dessen Lebzeiten veröffentlicht werden sollte.
Damit geht man auch nicht das Risiko ein, dass der Betroffene sie zu Gesicht bekommt und daran möglichen Schaden nimmt.“