Marco Di Carlo - Sculpture - Serum - Photo copyright © Marco Di Carlo

Photo © Marco Di Carlo

Serum

Sepulkralmuseum

2009

Glas, Wein, Kork, MDF

Anders als die meisten Materialien, die in dieser Ausstellung vertreten sind, weist Fett als künstlerischer Werkstoff keine weit zurückreichende, kunsthistorische Traditionslinie auf. Erst seit den 1960er Jahren, namentlich durch Joseph Beuys, erhält das Material Einzug ins künstlerische Denken und Schaffen. Dabei ist der Kontext, aus dem heraus der Künstler überlegt und handelt, von immanenter Bedeutung.

In der Beuys’schen Materialikonografie basiert die semantische Grundlage von Fett als Inbegriff überlebenswichtiger Energie auf den Mangelerfahrungen des Krieges und der Not. In der zeitgenössischen Kunst hingegen spielt Fett als Werkstoff und Bedeutungsträger zwar ebenfalls eine wichtige Rolle, und ohne Frage lässt sich das Material in der modernen Kunsttheorie nicht mehr ohne den Blick auf Beuys’ plastische Theorie verhandeln, jedoch hat aufgrund der eklatanten gesellschaftlichen Verschiebungen, die in der westlichen Welt von der Mangel- zur Überflussgesellschaft führten, Fett mittlerweile eine gänzlich neue, sogar konträre Konnotation. Sah Beuys darin vor allem den lebensspendenden Stoff, so ist Fett heute weitgehend negativ belegt. Mit Fett assoziieren wir heute Zusammenhänge wie Adipositas als Volkskrankheit oder Magerwahn als Folge überzogener Schönheitsideale, aber auch Kritik am industrialisierten Herstellungsprozess von Nahrungsmitteln auf tierlicher Basis und der damit verbundenen Massentierhaltung und quälerischen Schlachtungspraktiken.

Neben diesen inhaltlichen Bedeutungsebenen spielt aber die konkrete Materialbeschaffenheit im künstlerischen Prozess eine nicht minder wichtige Rolle. Die spezifischen Eigenschaften eines Werkstoffs sind im Hinblick auf die Tradition bildhauerischer Praxis sogar von besonderer Relevanz. Fett ist eine leicht formbare, durch Temperatureinflüsse aber auch leicht deformierbare Substanz. Marco Di Carlo zeigt im Syrer Vorwerk die Arbeit „Butterklotz“ (2010), die fast vollständig aus Fett besteht. Es handelt sich um einen Kubus, den der Künstler aus industriegefertigten Fettblöcken aufgeschichtet hat. Dadurch ist eine sichtbare Struktur entstanden, die an Ziegelmauerwerk erinnert. Der Künstler verwandelt das weiche, flexible Material hier in eine geometrische Form, die maximale statische Stabilität suggeriert. Ein Widerspruch, den Di Carlo durchaus nicht aufzulösen gedenkt, denn es ist gerade diese aus Gegensätzen erzeugte Spannung, die die Magie und Quintessenz seiner Arbeiten ausmacht.

Auch bei „Glas“ (2009), eine weitere Arbeit, die Marco Di Carlo für diese Ausstellung angefertigt hat, kommt diese Strategie zum tragen. Auf einem stelenartigen Sockel aus Kork platziert der Künstler ein Weinglas, dessen Kelch etwa zu einem Drittel mit Rotwein gefüllt ist. Das Arrangement erzeugt eine beinahe sakrale Ausstrahlung, lässt doch der rote Wein im Kelch unvermittelt an das Abendmahl denken. Erst auf den zweiten Blick wird offensichtlich, dass das Glas die gewohnte Öffnung vermissen lässt, das trinken des Weines also ausgeschlossen ist. Marco Di Carlo konfrontiert den Besucher mit rätselhaft- abstrakten Szenerien, die keine eindimensionalen Deutungen gewähren. Seine Strategie der gezielten Undurchschaubarkeit bewirkt dabei eine unmittelbare Erfahrung, die das eigentliche Verstehen – losgelöst vom vermeintlich gesicherten Wissen – letztendlich erst ermöglicht.

Text © Johanna Adam, 2013

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vernetzung

zersetzung

„Di Carlos Arbeiten spielen mit der Ambivalenz unserer Existenz. Tod und Leben erfassen wir als unterschiedliche Zustände, doch aus einer evolutionären Perspektive machen diese beiden uns so vertrauten Kategorien kaum mehr Sinn, denn das sogenannte Leben besteht zugleich aus unzähligen Prozessen der Vernetzung und Zersetzung von Molekülen. Der Mensch ist Teil davon und tut es diesen Vorgängen gleich. Er nutzt dafür seine Fähigkeiten als Homo Faber, als ein schaffendes und darin erfindendes Lebewesen, doch der Hochmut des technisch Schöpfenden führt ihn immer wieder an die Grenzen des Möglichen.“ (>ganzer Text)

Dr. Dirk Pörschmann

Direktor Museum für Sepulkralkultur

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2021

zweifach gefalzte Leporelli in DIN A4 Box

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